Alte Elektrogeräte, ausgediente Autoreifen und Folien aus der Landwirtschaft verschandeln die Umwelt.

Rund 4.000 freiwillige Helfer sind Ende März überall im Verbandsgebiet des Müllabfuhrzweckverbandes Biedenkopf ausgeschwärmt, um sich der kleinen und großen Umweltsünden ihrer Mitmenschen anzunehmen. Auch wenn der Verband bislang erst von rund der Hälfte der Gruppen eine Rückmeldung bekommen hat, spricht er schon jetzt von einem vollen Erfolg der Aktion „Sauberhafte Landschaft“. „Bisher wurden bei uns 577 gesammelte blaue Säcke abgegeben. Das heißt, wir rechnen am Ende auf jeden Fall mit 1.000 Säcken“, bilanziert Timo Leischner vom MZV. Bedenke man, dass jeder dieser Säcke 120 Liter fasst, bekomme man eine gute Ahnung davon, wie viel Arbeit die Müllsammler hatten und welche Mengen bei ihrem Einsatz zusammengekommen sind.

 

Blaue Säcke und Autoreifen liegen am Straßenrand.

Erkennungsmerkmal der „Sauberhaften Landschaft“: Gesammelte blaue Säcke und – leider auch vermehrt – Auto- und Traktorreifen.

 

Dabei sind es keineswegs nur achtlos während der Fahrt aus dem Autofenster geworfene Verpackungsabfälle, die die Säcke füllen. „Als trauriger Klassiker sind nach wie vor Autoreifen prominent vertreten“, sagt Leischner. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden rund 100 Stück gemeldet. Daneben hat sich ein weiterer Trend fortgesetzt, den die Sammler in den vergangenen Jahren zunehmend bemerkt haben: Plastikabfälle. Dieser Müll sei auch deswegen so bedenklich, weil Kunststoff sich nur sehr langsam zersetze und die Umwelt über lange Zeit belaste. Ein Negativbeispiel lieferte dabei der Ortsbeirat Runzhausen, der 26 Platten Styrodur im Wald gefunden hat. „Diese Stoffe können hunderte Jahre in der Natur überdauern“, betont Leischner. Neben den bewusst entsorgten Plastikabfällen gibt es aber auch jene Fundstücke, die den Besitzern wahrscheinlich unwissentlich abhandengekommen sind. „Es werden immer wieder landwirtschaftlich genutzte Kunststofffolien gefunden, die vermutlich vom Wind weggeweht wurden“, sagt Leischner. Mitunter seien die schon so alt, dass sie nur noch teilweise aus der Erde herausschauten und ausgegraben werden müssen.

 

Zwei Männer ziehen an einer Folie, die in der Erde festhängt.

Landwirtschaftliche Folien, die der Wind in Büsche und Hecken weht, werden zur Belastung für unsere Umwelt.

 

Autoreifen, Planen und Kunststoffplatten sind aber längst nicht die kuriosesten Gegenstände, die die Müllsammler zusammengetragen haben. Unter den Fundstücken befand sich in diesem Jahr unter anderem ein Kinderhochsitz und ein Kindersitz fürs Auto, ein Einkaufswagen, diverse verschlossene Behälter mit undefinierbaren Flüssigkeiten und rund 500 Kilogramm Altmetall. Sogar alte Elektrogeräte wie Drucker, Autoradios, Handys, Sandwichmaker und Lampen wurden zu Tage gefördert. Einen besonderen Fund hat die Brauchtumsgruppe Obereisenhausen mit einer Girokarte der Sparkasse und einer Gesundheitskarte der Techniker Krankenkasse gemacht. „Der Besitzer dürfte sich gefreut haben“, sagt Timo Leischner.
So unfassbar sich die zusammengetragene Menge an Müll auch anhören mag, sieht Leischner doch einen Hoffnungsschimmer. Bisher meldeten die Sammelgruppen nämlich, dass vermeintlich weniger Abfälle gefunden wurden, als in den Jahren zuvor. „Die Veranstaltungen der Vorjahre zeigen also Wirkung“, betont er. Das bedeute aber nicht, dass man sich auf den Lorbeeren ausruhen könne. Die Aktion sei nach wie vor wichtig. Das hätten auch einige Kommunen erkannt, die angekündigt haben, jedes Jahr eine eigene Sammelaktion durchzuführen, um damit die Lücke zu dem alle zwei Jahre stattfindenden Frühjahrsputz des MZV zu schließen. Zu diesen Kommunen gehört zum Beispiel auch Dautphetal.

Beitrag mit freundlicher Genehmigung von Sascha Valentin.