Bereits während der Anmeldephase zur diesjährigen „Sauberhaften Landschaft“ wurde nach einigen Tagen klar: Die Nachfrage nach einer solchen Veranstaltung ist groß. Innerhalb weniger Tage verzeichnete der Müllabfuhrzweckverband Biedenkopf (MZV) mehrere hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich der Flursäuberung widmen wollten. „Wir hatten mit einer gesteigerten Nachfrage im Frühjahr gerechnet – schließlich war dies auch der Wunschtermin vieler Sammlerinnen und Sammler gewesen, die im Herbst 2021 an der letzten Aktion mitgewirkt hatten – aber in dieser Dimension hat es mich selbst überrascht und natürlich sehr gefreut“, so Timo Leischner, Öffentlichkeitsarbeit beim MZV. Schließlich sollten sich rund 4.500 Personen an der Sammelwoche beteiligen, 2021 waren es noch 2.800 gewesen.

Der Wechsel hin zum Frühjahrstermin war geplant: Im Herbst 2021 konnten viele Abfälle nicht eingesammelt werden, weil die Vegetation dies nicht zugelassen hatte. „Der Termin wurde damals hauptsächlich durch die pandemische Lage bestimmt – im Herbst war es zumindest wieder möglich, in bestimmten Gruppengrößen unterwegs zu sein bzw. sich zu treffen.“, so Leischner. Der Frühjahrstermin entspricht jetzt wieder dem regulären Turnus. Aufgrund der großen Nachfrage wird die „Sauberhafte Landschaft“ seit 2019 alle zwei Jahre im Frühjahr durchgeführt.

Gute Voraussetzungen also für die 8. Sammelaktion – jetzt musste nur noch das Wetter mitspielen, welches zu dieser Jahreszeit mitunter ja noch relativ launisch sein kann. Und so kam es, dass bei wechselhaften Wetterbedingungen die ersten jungen Sammlerinnen und Sammler aufbrachen. Jung deshalb, weil unter der Woche vor allem von Kita-Kindern sowie Schülerinnen und Schülern der Schulen im Verbandsgebiet Abfall gesammelt wurde. Mit einer Kickoff-Veranstaltung an der Grundschule Oberdieten, bei der die Kinder ein Abfuhrfahrzeug von Knettenbrech & Gurdulic quasi „live“ erleben durften, war die Motivation, den Schulhof und den Schulweg von Unrat zu befreien, entsprechend groß.

Eine Schülergruppe posiert vor einem Abfuhrfahrzeug auf dem Schulhof.

Ein Abfuhrfahrzeug ganz nah – für die Schülerinnen und Schüler in Oberdieten wurde es möglich gemacht.

Diesem Beispiel folgten unter der Woche noch 43 weitere Einrichtungen. Insgesamt waren 2.083 Kinder und Jugendliche, zusammen mit 276 Lehrbeauftragten und Erzieherinnen und Erziehern, im Namen der Umwelt unterwegs. Diese trugen insgesamt 160 Kg Abfälle zusammen. Ein kleiner Teil der Kindertagesstätten wurde in diesem Jahr auch von ehrenamtlichen Naturschützern des NABU begleitet – neben dem reinen Sammeln der Abfälle eine tolle Möglichkeit, den Kindern unsere Flora und Fauna näherzubringen und sie weitergehend für den Naturschutz zu begeistern. Der MZV strebt in Zukunft noch weitere solcher Kooperationen an und hat hier auch schon entsprechende Ideen in der „Pipeline“: „Wir entwickeln immer Ideen und sind auch dankbar für Anregungen, wie wir die Aktion weiter verbessern und selbst auch nachhaltiger gestalten können. Gerade sind uns die seither verwendeten Einmalhandschuhe aus Latex ein Dorn im Auge, da durch deren Einsatz wieder Abfall entsteht. Bisher waren diese alternativlos, aber wir werden eine geeignete Lösung finden.“, so der Verbandsvorsitzende Christoph Felkl.

Schließlich kam der Samstag, „Haupt-Sammeltag“ aller Vereine und Gruppen. Und mit ihm zunächst auch das schlechte Wetter: Pünktlich um 10:00 Uhr morgens goss es in Strömen, scheinbar im gesamten Verbandsgebiet. Auch wenn die ein oder andere Sammelgruppe aufgrund des Regenschauers verzögert aufbrach, so hatten sie doch eines gemein: Sie trotzten den Gegebenheiten im Sinne der Umwelt. Frei nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“, konnten also vielerorts zunehmend Gruppen mit blauen Müllsäcken und Zangen ausgemacht werden. Insgesamt sollten sich 91 Vereine und Sammelgruppen auf den Weg machen, um in den 15 Mitgliedskommunen des MZV für Sauberkeit zu sorgen.

Ein Traktor mit Anhänger steht auf der Straße.

Unterstützt den Transport der gesammelten Säcke: Traktor-Anhänger-Gespann.

Mit von der Partie waren wie immer auch Traktoren, Pick-Ups und Quads mit Anhängern. Gerade letztere wurden dringend benötigt: So wurden alleine vom Ortsbeirat Wetter 24 Altreifen diverser Formate gefunden und transportiert. Leider zählen die Pneus heutzutage schon zum Standard der Sammelaktion-Funde – umso bedenklicher, wenn man sich vor Augen führt, wie lange ein wild entsorgter Reifen Schadstoffe an die Umwelt abgibt.

Weiterhin konnten auch viele landwirtschaftliche Abfälle wie Silo-Folien in großem Umfang gefunden werden; in Biedenkopf erneut asbesthaltige Eternitplatten, die über den Sondermüll entsorgt werden mussten. Insgesamt fanden die Sammler jede Menge Altmetall, darunter auch ein Fahrrad, welches der Heimatverein Cölbe geborgen hat. Eine fast komplette Spüle fand der Fischereiverein des Kreises Biedenkopf. Grundsätzlich war in diesem Jahr auch Altglas bzw. darunter auch etliche Pfandflaschen ein Thema – hier wurde also nicht nur der Umwelt geschadet, sondern auch dem Geldbeutel des Umweltverschmutzers. Ebenfalls in Biedenkopf wurde ein illegal entsorgter Sack mit Altkleidern gefunden – hier stellt sich die Frage, wie einfach es noch sein muss, Altkleider zu spenden, denn es stehen ja bereits überall entsprechende Sammelbehälter bereit.

Zwei Personen ziehen eine große Folie aus einer Hecke.

Ein Thema bei der diesjährigen Sammelaktion: landwirtschaftlich genutzte Folien.

Den Abschluss vieler Veranstaltungen bildete am „Sammel-Samstag“ ein bei vielen Vereinen und Gruppen fast schon zur Tradition gewordener gemeinsamer Imbiss. Wenn nicht schon beim Sammeln selbst, so zeigte sich spätestens beim gemeinsamen Beisammensein eines: Umweltschutz ist ein Generationen übergreifendes Thema, dass im Sinne der Nachhaltigkeit genauso angegangen werden sollte.

„Insgesamt hat die Vegetation das Sammeln in diesem Jahr gut zugelassen“, so Timo Leischner. „Das war ja auch der Plan und Wunsch vieler Teilnehmer, zu einem Frühjahrstermin zurückzukehren.“ Ein Blick auf die ausgewerteten Müllmengen zeigt: Dieser Wechsel hat sich ausgezahlt. Insgesamt wurden rund 3 Tonnen Altreifen gesammelt, die ab sofort keinen Schaden mehr in Wald und Flur anrichten können. Die Auswertung der gesammelten blauen Müllsäcke ergab eine Gesamtmenge von rund 10,1 Tonnen. „Hierauf können alle, die an der Aktion beteiligt waren, zu Recht stolz sein, das ist eine beachtliche Menge! Gleichermaßen zeigt sie auch, wie notwendig Aktionen wie diese in unserer heutigen Zeit sind.“, so Leischner.

Der Müllabfuhrzweckverband Biedenkopf bedankt sich herzlich bei allen fleißigen Sammlerinnen und Sammlern, ob groß, ob klein, ob jung, ob alt, die die diesjährige Sammelaktion – trotz des teilweise herausfordernden Wetters – zu einem tollen Event gemacht haben!