Besuch in der Papiersortieranlage mit der Abfallwirtschaft Lahn-Fulda
In Deutschland werden pro Einwohner und Jahr etwa 253 Kilogramm Papier, Pappe und Kartonagen verbraucht. Das entspricht einem Gesamtvolumen von 20,8 Millionen Tonnen. Dagegen stehen 15,2 Millionen Tonnen eingesammeltes und recyceltes Altpapier. Das ergibt eine Recycling-Quote von rund 73 Prozent. Um sich ein Bild über die Weiterverarbeitung des gesammelten Papiers zu machen, schauten sich die Geschäftsstellenleiterin des MZV Anja Reichel sowie der Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit Thomas Rösser eine Papiersortieranlage in Knetzgau, nahe Bamberg, an.
Empfangen wurden wir von großen Bergen bunter Papierhaufen und einer nebelartigen, aber ungefährlichen Papierstaubwolke. Der Chef selbst, Herr Koppitz, nahm sich Zeit uns in einer ausführlichen Führung in das spannende Thema der Sortierung von Papier einzuführen.
Der erste Schritt sieht vor, das gesamte Eingangsmaterial auf einen großen Papierberg von etwa 10 Meter Höhe und 20 Meter Breite zu sammeln. Bei genauem Hinsehen waren auch Fehlbefüllungen, wie Mülltüten und andere Plastikteile zu finden. Herr Koppitz bezifferte die Störstoffe auf unter einem Prozent, was jedoch schon den oberen Grenzwert der Verunreinigung darstellt. Eine interessante Randnotiz: Auf dem Land ist, wohl auch aufgrund von größerer Nachbarschaftskontrolle, der Anteil von Störstoffen weitaus geringer als in städtischen Regionen.
In den folgenden Sortierungen werden vor allem Kartonagen und Störstoffe aus dem Materialstrom herausgelöst. Die aussortierten Kartonagen werden daraufhin gepresst und direkt in die Papierfabrik gefahren. Herr Koppitz erklärte hierzu, dass verschmutztes Papier wie beispielsweise gebrauchtes Küchenpapier oder auch Papierteller aufgrund von Verunreinigungen nicht wiederverwendet werden können und demzufolge über den Restmüll entsorgt werden müssen. Herr Koppitz bemerkte zudem, wie aufgrund immer weiter fortschreitender Verbreitung von digitalen Medien das Aufkommen von Zeitungen und Magazinen im Materialstrom abnimmt, hingegen Karton-Verpackungen zunehmen. Außerdem wies er darauf hin, wie kompliziert das Erkennen von weißer Kartonage, wie beispielsweise von Zahnpasta-Verpackungen ist, denn im letzten Sortierschritt werden durch Infrarotsensoren optische Unterscheidungen getroffen. Das Papier läuft mit hoher Geschwindigkeit auf einem Förderband an den Sensoren vorbei. Druckluftdüsen erkennen die noch enthaltenen einzelnen Kartonagen meist an der Farbe und sortieren sie mit einem gezielten Luftstoß aus. Die Umgebungsluft an dieser Sortierstation war sehr staubig, die Luftdüsen sehr laut, aber der Ort äußerst interessant. Immer wieder wurden von Mitarbeitern die Filter der Anlagen gereinigt.
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Um Vergilbung des Papiers vorzubeugen, wird das Papier am Ende des Prozesses in einer vor UV- Licht geschützten Lagerhalle gesammelt. Ein großer mit Strom betriebener Bagger befördert das von Störstoffen befreite Papier auf LKW-Ladeflächen, um von dort direkt in die Papierfabrik gebracht zu werden. Dies ist ein Raum, in dem man sich auch über das Wochenende einschließen lassen könnte, denn auf dem Boden fanden sich Lektüren aller Art: Korrekturen von Masterarbeiten, Romane, Liebesbriefe und Rechnungen. Ein Sammelsurium an schriftlichen Ausdrucksformen.
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Bedauerlicherweise war es uns nicht möglich auch die Papierfabrik zu besuchen, um die Weiterverwertung des Papiers zu beobachten. Es wäre sicher interessant gewesen, wie aus den einzelnen Papieren wieder Zeitungspapier und Kartonagen werden. Leider ist dieser Vorgang ein streng gehütetes Betriebsgeheimnis. Nur so viel: Papier kann sechs bis sieben Mal wiederverwertet werden, bis die Papierfaser zu dünn und brüchig wird. Meist wird daher zur Herstellung ein kleiner Teil Frischfasern beigemischt.
Fazit: Eine sehr informative Führung zu einem äußerst interessanten Thema. Noch abends war der Papierstaub auf den Schuhen zu finden.