Bad Endbacher Kinder schöpfen und gießen bei Ferienpassaktion des Müllabfuhrzweckverbandes ihr eigenes Papier

Mehr als 18 Millionen Tonnen Altpapier werden jedes Jahr in Deutschland wiederverwertet. Einen klitzekleinen Teil davon setzten nun auch umweltbewusste Kinder aus der Gemeinde Bad Endbach ein. Mit viel Kreativität und Geduld stellten sie selbst Papier her.

Als Produktionsstätte nutzte die Gruppe den Platz neben dem Dorfzentrum „Jeegels Hoob“ in Hartenrod. Dort verteilte Timo Leischner vom Müllabfuhrzweckverband Biedenkopf die nötigen Utensilien für die Ferienpassaktion „Aus Alt mach Neu“ auf die Tische. Neben alten Zeitungen gehörten dazu auch Wannen und Gefäße, Wasser, Rahmen, Löffel sowie Stabmixer.
Die Kinder nutzen Papier zum Schreiben, Malen, Zeichnen und Basteln. Der Werkstoff spielt in vielen Bereichen des täglichen Lebens eine große Rolle. Bücher, Zeitungen, Verpackungen, Tapeten, Taschentücher und andere Gebrauchsgegenstände werden aus Papier und Pappe gefertigt. Wie das Material hergestellt wird, wissen jedoch die wenigsten.

„Ich möchte den Kindern anschaulich zeigen, dass die Papierproduktion doch mit einem gewissen Aufwand verbunden ist – vor allem, wenn dies mit den eigenen Händen geschieht“, erzählt Timo Leischner. Vielleicht, so seine Hoffnung, gehen die Mädchen und Jungen in Zukunft noch etwas bewusster mit dem Rohstoff um. Die deutsche Papierindustrie stellte im Jahr 2021 rund 23,1 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Kartonagen her – 8,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Sie setzte dafür rund 18,3 Millionen Tonnen Altpapier ein.

Recyceln war auch zu Beginn der Aktion angesagt. Zum Einsatz kam dafür die Pulpe – ein grauer, matschig aussehender Brei aus kleingeschreddertem Altpapier und Wasser. Diese Schnipselsuppe wird für das Papierschöpfen benötigt. „Taucht den Rahmen in die Wanne ein und zieht ihn langsam und waagerecht wieder nach oben. Dann bleiben die Papierfasern am Gitter hängen und das Wasser fließt ab“, erklärte Timo Leischner seinen aufmerksam lauschenden Schützlingen.
Gesagt, getan: Die Kinder schnappten sich die bereitliegenden Schöpfrahmen und versuchten, den Papierbrei darauf möglichst gleichmäßig zu verteilen. Das gelang den meisten auch auf Anhieb. Mit ein wenig Fingereinsatz war das komplette Siebgitter mit der grauen Masse bedeckt. „Das Papier ist ziemlich dick“, stellte Ella beim Blick auf ihre geschöpfte Seite etwas verwundert fest. Doch Timo Leischner hatte schon eine Lösung des Problems parat. „Das ändert sich gleich. Wenn jede Seite in eurem Mathe- oder Deutschbuch so dick wäre, müsstet ihr ja einen ganzen Container mit in die Schule nehmen“, sagte er mit einem Schmunzeln und kündigte sogleich den nächsten Arbeitsschritt an.

Dazu wurde die geschöpfte Seite zunächst auf ein Tuch gelegt und dann in Zeitungspapier eingewickelt. Das Päckchen kam schließlich zwischen zwei dicke Holzplatten, auf denen sich jeder Papiermacher zwei Minuten lang draufstellte. So drückten die Kinder das Wasser aus ihrem frisch hergestellten Papier und machten zugleich die Seiten dünner. „Wenn ihr später etwas draufschreiben wollt, möchtet ihr ja einen Stift benutzen und keinen Meißel“, sagte Timo Leischner.

Ein selbst geschöpftes Blatt Papier erfordert mehr Arbeit, als manch einer denkt.

Stolz legten die Mädchen und Jungen ihr selbst produziertes Recyclingpapier dann zum Trocknen in die Sonne. „Cool, das sieht toll aus und hat Spaß gemacht“, merkte Ida zufrieden an.
Noch mehr Spaß versprach Timo Leischner der Gruppe in der zweiten Arbeitsrunde. Die sah das Papiergießen vor. Das ging ebenfalls umweltfreundlich über die Bühne, da auf chemische Zusatzstoffe verzichtet wurde. Tipps und Hilfe bekamen die jungen Papiermacher dabei auch wieder von Cornelia Trapp-Rink von der Gemeindeverwaltung.

Die Kinder zerreißen buntes Papier, aus dem schon bald mit Wasser bunter Papiermatsch entsteht.

Um farbliche Akzente setzen zu können, mussten die Kinder zunächst buntes Altpapier in kleine Stücke zerreißen und in Gefäße stecken. Diese wurden mit Wasser aufgefüllt. Mithilfe eines Stabmixers entstand daraus schließlich ein grüner, roter, gelber, blauer oder oranger Papierbrei. Diesen verteilten die Kinder dann mit Löffeln auf ihre zuvor gesäuberten Schöpfrahmen.
„Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – es können bunte Bilder mit einer Sonne, einer Blumenwiese, einem See oder einem Regenbogen entstehen“, ermunterte Timo Leischner die Gruppe zum kreativen Gestalten.

Nach drei Stunden Arbeit hatte jedes Kind zwei Blatt Papier selbst hergestellt. „Die sind schön geworden“, freute sich Emilia über ihre grauen und bunten Seiten. Und auch Timo Leischner zeigte sich rundum zufrieden: „Heute hat alles gepasst. Die Kinder haben gut mitgemacht, alle hatten ihren Spaß.“ Das sei schließlich das Wichtigste bei einer solchen Ferienaktion.

Beim Papiergießen entstehen kreative Kunstwerke.