Mit der großen Flurbereinigung am Samstag, 25. September, ging die diesjährige „Sauberhafte Landschaft“ des Müllabfuhrzweckverbandes Biedenkopf (MZV), seiner Mitgliedskommunen sowie des Entsorgers Knettenbrech & Gurdulic in seine finale Runde. Nachdem das Wetter auch unter der Woche größtenteils mitgespielt hatte, strahlte auch an diesem Tag die Sonne von einem nahezu wolkenfreien Himmel, was der Motivation der Sammlerinnen und Sammler, die sich für diesen Tag zur Aktion angemeldet hatten, sicherlich einen weiteren Schub verleihte. Insgesamt sollten sich 67 Vereine und Gruppen auf den Weg machen, um in 14 Mitgliedskommunen für Sauberkeit zu sorgen.
Ein Großteil besagter Gruppen fand sich direkt morgens zusammen, um gemeinsam zur Sammelaktion aufzubrechen. Als Startpunkt dienten Angelteiche, Vereinsheime, Dorfgemeinschaftshäuser und die ein oder andere Sehenswürdigkeit des Ortes, die sogleich vom Unrat befreit wurde.

Bereits unter der Woche hatten 21 Schulen, Kindergärten und Kitas mit fleißigen kleinen Sammlerinnen und Sammlern 620 kg an Müll zusammengetragen, den unachtsame Mitmenschen in Wald und Flur hinterlassen hatten. „Ein tolles Ergebnis und ich bin sehr stolz auf die jungen Sammlerinnen und Sammler, das ist eine ordentliche Summe.“, lobt Timo Leischner, Öffentlichkeitsarbeit beim MZV, die Leistung der jüngsten Bürgerinnen und Bürger der Mitgliedskommunen. „Für die Kinder war das ein toller Tag – ich durfte eine Kita-Gruppe in Biedenkopf begleiten, die schon direkt beim Auszug aus der Kita ‚Müll, Müll!‘ skandierte und bei der Aktion alles aus sich herausholte, sodass der ein oder andere im Bollerwagen den Heimweg antreten musste.“

Kinder schieben einen Bollerwagen während der Müllsammel-Aktion.

Der Bollerwagen wurde als Transportmittel für die gesammelten Abfälle genutzt.

Bollerwagen, bzw. deren große Verwandte, waren auch an diesem Samstag im Einsatz – so gab es Sammelgruppen, die zu Fuß unterwegs waren, wieder andere wurden unterstützt von Traktoren, Pick-Ups und Quads mit Anhängern. Derart flexibel in der Fortbewegung waren die Sammlerinnen und Sammler schnell ausgeschwärmt und konnten binnen Minuten große „Sammelareale“ aufmachen – so war es nicht verwunderlich, dass sich viele Untergruppen bildeten, die neben Straßenrändern auch im Unterholz unterwegs waren. Dies jedoch mit Bedacht, da die von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises vorgegebenen Maßnahmen zur Schonung der Flora und Fauna hinsichtlich Brut- und Setzzeit beachtet wurden.
Joshua Fickus, Auszubildender beim MZV, hat zusammen mit Timo Leischner die Aktion am Samstag begleitet, Sammelgruppen unterstützt und das Geschehen dokumentiert: „Wir konnten die einzelnen Sammelgruppen oft nur an den großen blauen Müllsäcken erkennen, die über Feld und Wiese geschoben, getragen oder gezogen wurden.“

Biedenkopfer Sammelgruppe steht hinter einem Quad und mit blauen Säcken gefüllten Anhänger.

Ein Teil einer Biedenkopfer Sammelgruppe mit motorisierter Verstärkung im Einsatz.

Auf einem Rastplatz bei Biedenkopf treffen die MZV-Mitarbeiter auf Mitglieder der Männergesellschaft Oberstadt Biedenkopf, die asbesthaltige Platten im Gebüsch eines Rastplatzes entdeckt hatte: „Es ist eine Schweinerei! Hier befinden sich mehrere Erdhügel, noch relativ frisch und von Menschenhand aufgehäuft. Hier hat sich jemand richtig Mühe gegeben, seinen Sondermüll gut zu verstecken. Erst kleingehauen und dann vergraben. Die oberen Splitter sind sicher nur die Spitze des Eisbergs.“, so eine Stimme aus der Runde der Sammler. „Neben diesen Hügeln haben wir auch noch eine Windschutzscheibe gefunden. Unglaublich, auf was für Ideen die Leute kommen, wo sie den Müll abladen.“

Das Bild zeigt den Erdhaufen, in dem Asbestplatten versteckt sind.

„Nur die Spitze des Eisbergs.“ – Eternitscherben auf einem der Erdhügel

Beobachtungen wie diese konnten auch vom Ortsbeirat Lohra-Weipoltshausen gemacht werden, denn auch hier wurden asbesthaltige Eternitplatten gefunden. In Bad Endbach wurde unter anderem eine komplette, von der Sonne bereits ausgeblichene Kinderrutsche gefunden. Insgesamt wurden von den Sammlerinnen und Sammlern etliche kg an Altmetall gesammelt: In Gladenbach-Römershausen trug die Sammelgruppe um den Ortsbeirat alleine rund 50 kg Metall zusammen, darunter Blechbahnen, alte Eisenfedern, Türbeschläge, Eisenstangen und Grillroste. Über eine Rekordbeteiligung freute OGLV-Vorsitzender Ewald Achenbach in Breidenstein – hier wurde mit insgesamt 96 Kindern und Erwachsenen aus verschiedensten Vereinen und der Schule gesammelt. Hier mussten Brötchen und Würstchen nachgekauft werden.
Insgesamt wurden hunderte blauer Säcke gefüllt, das Abfuhrunternehmen und Partner der „Sauberhaften Landschaft, Knettenbrech & Gurdulic, meldete eine entsorgte Abfallsumme von 3,6 Tonnen. Weiterhin rechnet der MZV aktuell mit rund 200 Altreifen, das wären nochmals 1,8 Tonnen in Summe. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass die Aktiven in diesem Jahr vielerorts mit Hindernissen zu kämpfen hatten: „Wir haben von einigen Gruppen die Rückmeldung erhalten, dass eine Rückkehr zur Frühjahrsveranstaltung von Vorteil ist, da die Vegetation dann einen besseren Blick auf die Abfälle zulässt und die Sammlerinnen und Sammler so auch effizienter arbeiten können. In der Vergangenheit fand die ‚Sauberhafte Landschaft‘ oft bereits im April statt. Diesen Termin konnten wir in diesem Jahr aufgrund der Corona-Lage nicht halten, sodass wir auf den September ausgewichen sind. Anstreben werden wir in Zukunft, das wäre 2023, wieder eine Frühjahrsveranstaltung.“, so Leischner.

Zwei Sammler suchen mittels Greifzange Abfälle aus einem Busch.

Müll oder nicht? Die Vegetation war nicht immer leicht zu durchschauen.

Er fährt fort: „Im Rahmen der Auftaktveranstaltung in Niedereisenhausen habe ich die Corona-Pandemie als Mülltreiber bezeichnet: Mit der pandemischen Lage und den damit aufkommenden Hygieneartikeln wie Einwegmasken oder Schnelltests ist sicherlich in dieser Hinsicht ein deutliches Müll-Wachstum zu verzeichnen. Gerade mit den weggeworfenen Masken konnte man dies auch bei der ‚Sauberhaften Landschaft‘ sehr gut beobachten.
Man lernt jedoch nie aus, und so kann ich mit Blick auf die Ergebnisse auch feststellen, dass die Zeiten unter Corona-Bedingungen landschaftlich Spuren hinterlassen haben, oder besser gesagt, auch keine. Es wurde weniger Müll gefunden – ich denke, dass hier die Lockdown-Situationen mit Ausgangssperren eine Rolle gespielt haben. Weiterhin hatten wir mit einer neuen Abfuhrmethode – bei den Kitas, Kindergärten und Schulen mit einer direkten Abfuhr am Freitag und bei den Vereinen und Gruppen am darauffolgenden Dienstag und Mittwoch – weniger Möglichkeiten zu illegalen Beistellungen gegeben. Viele Schulen, Kitas, Gruppen und Vereine meldeten auch zurück, dass sie in Eigeninitiative mehrere Sammelaktionen im Jahr starten. Von daher – und das freut mich besonders – könnte man die geringe Abfallmenge auch der Nachhaltigkeit zuschreiben.“

Generell konnte man in diesem Jahr beobachten, dass die „Sauberhafte Landschaft“ generationsübergreifend angegangen wurde. Alt wie Jung, Familien und Freunde fanden sich ein, um anzupacken. Joshua Fickus, der die Aktion erstmalig am Samstag seitens des MZV begleitete, zeigte sich beeindruckt: „Für mich war es sehr interessant zu sehen, mit welchem Eifer alle Sammler bei der Sache waren. Das Thema wird wirklich ernst genommen und entsprechend angegangen. Man merkt, gerade auch bei den Vereinen und heimatnahen Gruppen, dass es eine Herzensangelegenheit ist, den Ort sauber zu halten.“

Mit diesen Worten möchten wir uns im Namen des MZV und seiner Mitgliedskommunen noch einmal recht herzlich bei allen bedanken, die bei der diesjährigen „Sauberhaften Landschaft“ mitgewirkt haben – ob als Sammler, Koordinator oder Organisator hinter den Kulissen. Ein Dank geht auch an die zuständigen Mitarbeiter unserer Mitgliedskommunen und den Entsorger Knettenbrech & Gurdulic, die mit ihrem Einsatz eine solche Aktion erst möglich machen. Gemeinsam tragen alle dazu bei, die „Sauberhafte Landschaft“ zu mehr als einer reinen Sammelaktion zu machen – sie wird zur Herzensangelegenheit. Vielen Dank!