Der Müllabfuhrzweckverband Biedenkopf hat am Montag, 20. September, den Startschuss für die siebte Auflage der Aktion „Sauberhafte Landschaft“ gegeben. Bevor am kommenden Samstag, 25. September, wieder zahlreiche freiwillige Helfer in 14 Kommunen des Verbandsgebiets ausschwärmen, um die Müllsünden ihrer achtlosen Mitmenschen zu beseitigen, gehen während der Woche bereits viele Kindergärten und Schulen auf Müllsuche.
Den Auftakt machten die Drittklässler der Hinterlandschule Steffenberg, die beim Abfallsammeln kaum zu bremsen waren. Zwischen Schule und Bürgerhaus war kein noch so kleines Verpackungspapierchen, kein Zigarettenstummel und auch kein Karton vor ihnen sicher. Selbst die Scherben um den Altglascontainer piksten die eifrigen Sammler mit ihren Müllgreifern vorsichtig auf und steckten sie in die Säcke, die sich zusehends füllten.
Am Bürgerhaus wurden sie unter anderem von Bürgermeister Gernot Wege (parteilos) und seinem Breidenbacher Amtskollegen und Verbandsvorsteher Christoph Felkl (SPD) empfangen, der die Initiative der Kinder lobte. Wenn sich alle anderen genauso um die Umwelt kümmerten wie diese Kinder, dann seien Aktionen wie die „Sauberhafte Landschaft“ überflüssig, stellte Felkl fest. Doch leider sei das Gegenteil der Fall, wie die Zahlen aus den vergangenen Jahren zeigten. 2016 wurden bei dem Aktionstag insgesamt 17 Tonnen Mischabfälle gesammelt – darunter auch 530 Altreifen.
Drei Jahre später, bei der bislang letzten Aktion, waren es bereits 20 Tonnen und 680 Autoreifen – also gut 17 Prozent mehr. Diese Zahlen zeigten, dass das Bewusstsein der Menschen für die Belastung der Umwelt, die durch achtlos fortgeworfenen Müll entsteht, offensichtlich noch nicht groß genug ist, sagte Felkl. „Wir sehen die Aktion Sauberhafte Landschaft deswegen auch als einen Bildungsauftrag, bei dem die Kinder ihre Eltern erziehen“, ergänzte er. Dabei gehe es keineswegs nur darum, dafür zu sensibilisieren, dass leere Verpackungen nicht in den Straßengraben und alte Reifen nicht in den Wald gehörten.
Auch die richtige Mülltrennung gehöre mit zu dem Themenkreis dieses Aktionstages, so Felkl weiter. „Da muss man ja noch nicht mal mutwillig was falsch machen. Viele wissen vielleicht gar nicht genau, welcher Abfall in welche Tonne gehört.“ So waren sich auch die Kinder uneins, wo hinein Essensabfälle entsorgt werden: grüne oder schwarze Tonne? Richtig sei tatsächlich die grüne Tonne, erklärte Michael Rieker, Disponent beim Müllabfuhrunternehmen Knettenbrech + Gurdulic, das der Müllabfuhrzweckverband in diesem Jahr als strategischen Partner gewinnen konnte.
Neben Rieker waren auch Knettenbrech-Geschäftsführer Christian Meret und Mitarbeiter Ronny Großmann vor Ort, um den Kindern die Arbeit der Entsorger einmal hautnah zu vermitteln. Dabei konnten die Schüler den Inhalt der Säcke, den sie bis dahin gesammelt hatten, in Mülltonnen ausleeren und diese dann selbst an den Müllwagen anhängen und in dessen Inneres verfrachten.
Indem sie bei ihrer Suche erlebten, wie viel und vor allem welcher Müll sich draußen in der Natur findet, entwickelten die Kinder ein viel sensibleres Bewusstsein für solche Müllsünden, stellte Christoph Felkl fest. „Und in diesem Falle erziehen dann oft die Kinder ihre Eltern“, ergänzte er. Denn der Nachwuchs achte dann oft penibel darauf, wenn die Erwachsenen achtlos handelten und bei einem Spaziergang etwas wegwerfen oder Müll in der falschen Tonne landet. Deswegen funktionierten Müllvermeidung und Umweltschutz am besten über die Kinder, erklärte Felkl.
Beim bislang letzten Aktionstag 2019 konnte der Müllabfuhrzweckverband rund 1000 Personen mehr animieren als noch drei Jahre zuvor. „2016 waren 2600 Sammler unterwegs, 2019 bereits 3600“, sagte Timo Leischner, stellvertretender Geschäftsführer des Verbands. In diesem Jahr seien bereits knapp 2800 Personen angemeldet – was aber gerade vor dem Hintergrund der schwierigen Lage durch die Kontaktbeschränkungen aufgrund von Corona ein toller Wert sei, sagte Leischner. Er geht sogar davon aus, dass bis Samstag die Marke von 3000 Sammlern geknackt werden kann.
Bislang wurde der Aktionstag alle drei Jahre veranstaltet. Diesmal sind allerdings nur zwei Jahre vergangenen – ein Rhythmus, der künftig auch beibehalten werden soll.
Auch Corona sei ein Mülltreiber, stellte Leischner fest. Schon jetzt lägen Mund-Nase-Masken vielerorts auf Wald- und Feldwegen herum. Auch Tests, die an den Schulen zweimal in der Woche vorgenommen würden, erhöhten das Müllaufkommen ebenso wie zusätzliche Verpackungen, die nötig sind, weil bestimmte Produkte aus Hygienegründen nicht mehr lose verkauft werden dürften.
Beitrags- und Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Sascha Valentin.