Am kommenden Samstag ist es wieder soweit: Dann schwärmen im Rahmen der Aktion „Sauberhafte Landschaft“ des Müllabfuhrzweckverbandes Biedenkopf überall im Verbandsgebiet freiwillige Helfer zum Müllsammeln aus.
Schon jetzt haben sich gegenüber dem letzten Flurputz vor zwei Jahren deutlich mehr Personen angemeldet, verrät Timo Leischner, Öffentlichkeitsarbeit des MZV: „Damals waren es 2.800, heute sind wir schon bei über 4.100 Personen.“ Die Steigerung führt er einerseits darauf zurück, dass die Helfer während der Corona-Zeit vielleicht noch zurückhaltender waren, andererseits aber auch auf den Termin: Bedingt durch die damals geltenden Beschränkungen musste die Aktion 2021 im Herbst stattfinden. Das Frühjahr eigne sich dafür aber viel eher, glaubt Leischner, „weil es die Leute jetzt wieder raus in die Natur zieht.“

Angesichts der deutlich gestiegenen Helferzahl geht er davon aus, dass am Ende auch die Müllmenge über der von 2021 liegen wird. Damals wurden 3,6 Tonnen Abfälle gesammelt – darunter allein 203 Kilogramm Altmetall und rund 200 Fahrzeugreifen, die einfach in der Landschaft entsorgt wurden. Je mehr Teilnehmer es seien, desto größer natürlich auch das Gebiet, das abgesucht werden könne, und damit steige dann auch die Wahrscheinlichkeit, fündig zu werden.

 

Das Bild zeigt Schüler vor einem Müllfahrzeug, in dem eine Tonne entleert wird.

Die Grundschüler in Oberdieten lernen das Müllauto ganz aus der Nähe kennen und können sogar ihre Mülltonnen dort hinein entleeren.

Bevor am Samstag das Gros der Müllsammler ausrückt, sind unter der Woche bereits die Kindergärten und Grundschulen unterwegs, um sich der Umweltsünden ihrer Mitmenschen anzunehmen. Der Startschuss dafür ist am Montag, 20.03.23, an der Grundschule Oberdieten gefallen, wo die Schülerinnen und Schüler Besuch von einem Müllwagen der Firma Knettenbrech & Gurdulic bekamen. Dabei konnten sie selbst einmal in die Rolle der Mitarbeiter auf den Wägen schlüpfen und die Mechanik zum Hochheben und Leeren der Mülltonnen betätigen oder hinter dem Steuer des Autos Platz nehmen.
Kinder stehen vor dem Abfuhrfahrzeug, um sich ans Steuer setzen zu dürfen.

Ein Erlebnis, welches man nicht so schnell vergisst: Einmal am Steuer eines Abfuhrfahrzeuges zu sitzen.

„Natürlich ist es uns ein besonderes Anliegen, den Samen dafür, was Ressourcen- und Umweltschutz bedeutet, schon bei den Kindern zu pflanzen“, sagte Leischner. Denn sie seien wichtige Multiplikatoren, wenn es darum geht, dieses Bewusstsein auch in ihre Familien weiterzutragen. Genau das versuchen auch die Schulen zu vermitteln, betonte Schulleiterin Ulrike Weyrauch-Kunz. „Im Unterricht sind Klima- und Umweltschutz bereits wichtige Themen. Aber durch diese Aktion werden sie persönlich damit konfrontiert und sehen, wie häufig das vorkommt, dass Müll einfach so in der Natur landet“, erklärte die Schulleiterin.
Eine Kindergruppe sammelt Abfälle in einem großen blauen Sack auf dem Schulhof.

Auf dem eigenen Schulhof fangen die Kinder an. Auch dort gibt es schon einigen Abfall aufzusammeln.

Für Breidenbachs Bürgermeister Christoph Felkl (SPD), der auch Verbandsvorsteher des MZV ist, bedeutet die Teilnahme der Schüler und Kindergartenkinder deswegen auch ein Stück weit Vermittlung von Zivilcourage. „Wenn wir damit bewirken, dass sich die Kinder das nächste Mal einmischen, wenn ein Erwachsener etwas gedankenlos wegwerfen will, dann haben wir unser Ziel erreicht“, sagte Felkl, der auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Entsorgungsunternehmens dankte. Diese hatten an diesem Tag ihre Schicht extra früher begonnen, um bei den Kindern vorbeischauen zu können. Felkl zeigte sich aber durchaus auch selbstkritisch, was den Aktionstag am Samstag angeht. Dass dabei Unmengen an Einweghandschuhen an die Helfer ausgegeben würden, sei sicherlich kein gutes Signal, betonte er. Schließlich produzierten die Müllsammler dadurch am Ende selbst wieder Müll. „Da werden wir uns Gedanken machen müssen, wie wir das künftig nachhaltiger gestalten können.“